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Sound: Effekte

An dieser Stelle behandele ich, wie man Effekte für Gitarre live einsetzen sollte.
Wie immer gilt: erlaubt ist, was gefällt. Einige Grundregeln haben sich dennoch herauskristallisiert, weil sie einfach Sinn machen.

Zunächst unterscheide ich mal die Gitarreneffekte in drei Kategorien:

Effektkategorien

1. Effekte vor dem Preamp (sei es nun ein eigenständiger oder die Preampsektion vom Topteil). Die Effekte, die hier verwendet werden, beeinflussen das ganze Gitarrensignal - zumindest wird es meist durchgeschliffen.

2. Effekte nach dem Preamp, die das ganze Signal beeinflussen: diese werden meist in einem seriellen FX-Loop eingeschliffen; d.h. das ganze Signal geht durch das Effektgerät und dann wieder in den Amp. Hier meine ich aber Effekte, die nicht intern nur einen Teil des Signals bearbeiten (fast alle Multieffektgeräte machen sowas), sondern die das ganze Signal vergniesgnaddeln.
Diese Kategorie schließt auch Effekte mit ein, die nach einem Distortionpedal kommen.

3. Effekte nach dem Preamp, die nur einen Teil des Signals beeinflussen: diese werden meist in einem parallelem FX-Loop (falls vorhanden) eingeschliffen. Die meisten Multieffektgeräte bieten aber auch intern parallele Effekte an.

Jetzt bringe ich einfach mal eine Tabelle der gängigsten Effekte und in welche der Kategorien man sie einsetzen sollte. Wohlgemerkt: sollte! nicht muß... Mehrfachnennungen sind natürlich möglich. Die Kategorie-Nennungen werden nach absteigener Priorität sortiert.

Effekt Kategorie Warum
Distortion, Overdrive 1 das ist doch der Sinn von Distortion: den Amp anblasen!
Booster 1 siehe Distortion...
Wah-Wah 1 Das Wah-Pedal sollte vor der Distortion kommen, dann gibt sein Boost-Effekt ein wenig mehr Gain
Chorus 3,2 Den Chorus seriell einzuschleifen, ist mir immer zu stark, aber natürlich möglich. Vor der Distortion hat er zur Matschvermeidung nichts zu suchen.
Flanger 2,3 Der Flanger kann ruhig das ganze Signal bearbeiten; das kann diese coolen Rhythmusgitarren geben wie bei "Ain't Talking 'Bout Love". Vor die Distortion gehört er nicht.
Phaser 2,3 Für den Phaser gilt sinngemäß das gleiche wie für Chorus
Kompressor 1,2 Den Kompressor setzt man normalerweise ein, um mehr Sustain zu erhalten. Hierfür sollte er vor der Verzerrstufe kommen. Um einen cleanen Sound "anzudicken", kann er auch nach dem Preamp eingesetzt werden.
Delay / Echo 3 Delay/Echo immer parallel betreiben! Die Effektgeräte sehen das normalerweise von Haus aus vor.
Reverb (Hall) 3 Auch den Hall immer parallel betreiben! Auch Hallgeräte sehen das vor (Dry/Wet Parameter)
Equalizer, Filter 2,1 Ein EQ bzw. Filter macht nur Sinn, wenn er das ganze Signal zu fressen kriegt.
Pitch Shifter, Harmonizer, Octaver 3,2 Wo man diese Effekte einsetzt, hängt davon ab, was man damit machen will. Wenn man die ganze Gitarre "anders stimmen" will, wird man sie seriell einsetzen, wenn man Stimmen hinzufügen will, dann parallel.
Whammy-Pedal 1,2 Das Whammy-Pedal ist dafür gemacht, die ganze Gitarre zu verstimmen, also: seriell.
Auto-Pan, Tremolo 2 Macht nur seriell Sinn...
Leslie-Simulator 2,3 Das ist mehr oder weniger Geschmackssache und entscheidet sich danach, wie stark ausgeprägt man den Leslie-Effekt mag.

Grundsätzlich ziehe ich, wo möglich, paralleles Einschleifen dem seriellen vor, da das original-Gitarrensignal so am wenigsten verfälscht wird. Wenn der Amp das aber nicht anbietet, sollte man darauf achten, ein (Multi-)Effektgerät zu kaufen, das intern programmierbare Effektanteile hat und das originale Signal so wenig wie möglich verändert.

Die Reihenfolge von Effekten

Anhand der Tabelle oben könnt ihr euch ja schon ungefähr denken, wie die Reihenfolge einer vernünftigen Effektkette aussieht. Hier noch ein Beispiel, bei dem natürlich jeder Effekt auch weggelassen werden kann.

Kompressor

Wah (oder umgekehrt)

Distortion-Pedal oder Preamp

dann seriell oder parallel:

Flanger

Chorus

parallel danach:

Delay

Reverb (IMMER als letztes!)

Grundsätzlich sollte nach einem Stereo-Effekt kein Mono-Effekt mehr folgen, der würde ja das schöne Stereosignal wieder zusammenmischen.
Der Experimentierfreude sind natürlich keine Grenzen gesetzt.

Hinweise zu Aufnahmetechniken für E-Gitarre findest Du auf den Recording-Seiten

.

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