Tammos Gitarrenseite / Recording / DI und Mics gleichzeitig

DI und Mics gleichzeitig

Ist das nicht etwas übertrieben?

Nun, das kann man sehen, wie man will, aber wenn man Zeit zum Experimentieren hat und genug Spuren zum daruaf aufnehmen, kann es sich lohnen.
So ein Setup würde ich dann so aufbauen:

Den Amp so einstellen, daß er den bestmöglichen Sound mit der daran angeschlossenen Box (oder den eingebauten Speakern) liefert. Die Lautsprecher dann so abmiken, wie es mir gefällt - zum Beispiel so .

Für den nächsten Schritt ist es wichtig, daß der Verstärker einen Line-Ausgang hat, an dem ich ein Signal mit Line-Pegel abgreifen kann. Hat er keinen, kann ich mir die Übung eigentlich sparen, es sei denn, ich besitze einen Speaker-Simulator, der zwischen Amp und Box eingeschliffen werden kann. An den Line-Out hänge ich dann die Speaker-Simulation meiner Wahl - oder der Ausgang ist schon frequenzgangkorrigiert, ein Feature, das bei neuen Amps immer häufiger zu finden ist. Mit diesem Signal gehe ich dann ins Mischpult.

Am Pult drehe ich solange an den EQs, bis mir das Ergebnis gefällt. Wenn ich die Mikrofonie-Methode von meiner Seite verwendet habe, belegen die Mikrofone, die die Gitarrenbox abnehmen, schon mal mindestens zwei Kanäle. Das DI-Signal belegt den dritten.
Die beiden Mikrofon-Signale würde ich zusammenmischen und auf eine Spur aufnehmen, das DI-Signal auf eine weitere.

Dies gibt mir beim Mixdown die größtmögliche Kontrolle über meinen Gitarrensound. Diese Methode ist zwar aufwendiger als die beiden Methoden einzeln anzuwenden, doch es gibt noch eine Steigerung:

Mehrere Amps gleichzeitig abnehmen!

Warum ist das so etwas besonderes?

Man stelle sich vor, man hat zum Beispiel drei Gitarrenamps. Jeder dieser Amps habe einen anderen Soundcharakter. Außerdem ist jeder Verstärker unterschiedlich eingestellt. Verstärker eins zum Beispiel liefert einen fast cleanen Sound. Verstärker zwei schönen dreckigen Crunch. Und Verstärker drei macht ein fettes Rhythmusbrett.
Jetzt habe ich die Möglichkeit, diese drei Amps so aufzubauen, daß jeder akustisch isoliert ist. Dann nehme ich jeden Amp ab und auf eine eigene Spur auf. Für eine Rhythmusgitarre, die ich einspiele, habe ich also drei Spuren mit unabhängigem Sound. Nun kann ich beim Mixdown stufenlos die Anteile der drei Spuren ändern - ich kann also im Nachhinein einstellen, wieviel Gain meine Rhythmusgitarre haben soll! Oder ich nutze die cleane Spur dazu, dem fetten Rhythmusbrett mehr Definition zu verleihen.

Na - ist das nicht dekadent?

Wer die Zeit und die Möglichkeit hat, sowas mal auszuprobieren (und sei es nur mit zwei unterschiedlich eingestellten Preamps, die man direkt aufnimmt) sollte es tun - es macht fantastisch viel Spaß!

Zurück
Weiter